In einer Zeit, in der es tagtäglich in den Nachrichten um Krieg und Feindschaft zwischen Ländern und Völkern geht, zeigen die mittelhessischen Konzerte der italienischen Folk-Jazz-Pop-Mundart-Gruppe Mandillä am 27. Juni in Wetzlar und am 28. Juni in Lich, was Großartiges internationale Freundschaften schaffen können. Die Gruppe wurde von der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Mittelhessen e.V. auf Empfehlung von Schriftführer Dr. Horst Gerhard eingeladen, der die fünf Musiker aus der Riviera di Levante (Ligurien) 2017 während seines Urlaubs in Italien kennen gelernt hatte.
Gerhard, der für die beiden Konzerte die Rolle des Moderators übernommen hat, erzählte gerne, wie die Begegnung vor acht Jahren zustande kam: Nach dem Abendessen unternahm er mit seiner Ehefrau Marion einen Rundgang in Moneglia und auf der Piazza Marengo hörten sie Live-Musik, die von einem offenen Fenster kam. Als Liebhaber der italienischen Liedermacher hatte er den Eindruck, dass dort der Cantautore Fabrizio De André selbst, bereits 1999 verstorben, sang. Am Ende des Stückes applaudierten die beiden zufälligen Zuhörer und einer der Musiker erschien am Fenster und lud sie ein, hochzugehen. So durften Horst und Marion die Probe der Gruppe miterleben und das war der Beginn einer langjährigen Freundschaft, die letztes Jahr mit dem Vorschlag, in Deutschland zu spielen, gekrönt wurde. Dank des Engagements der DIG Mittelhessen e.V. in Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum Franzis Wetzlar e.V. und mit dem Verein künstLich e.V. in Lich konnte die exklusive Mittelhessen-Tour von Mandillä erfolgreich konkretisiert werden.
Beide Konzertabende im Franzis in Wetzlar und in der Bezalel-Synagoge in Lich waren ein großer Erfolg mit jeweils über 40 begeisterten und neugierigen Zuhörerinnen und Zuhörern, die sich auf Lieder auf ligurischem Dialekt eingelassen haben. Dr. Horst Gerhard hat jedes Stück locker und informativ auf Deutsch eingeführt, damit das Publikum eine Ahnung vom Thema des Textes bekam und die Aufführung ganz genießen konnte. Die Mandillä präsentierten in der eigenen Interpretation bekannte Stücke von ihrem Vorbild Fabrizio De André, auf dessen Tradition sie zurückgreifen, wie „Bocca di rosa“, „Via del Campo“ und „Crêuza de mä“, in dem das Wort „mandillä“ (Taschendiebe) vorkommt, der die Gruppe als Bandnamen ausgewählt hat. Darüber hinaus spielten sie eigene Musikstücke, in denen es um Themen wie das Alltagsleben in ligurischen Dörfern, Ereignisse aus der Geschichte, Legenden und familiäre Situationen geht. Um ein paar Titel zu erwähnen: „A nessa“ (Die Nichte) über die Gerüchte im Dorf, „Grigue“ (Eidechsen) zum Thema Migration, „Tappi di ceia“ (Ohrstöpsel aus Wachs) über die Juden im Ghetto von Genua, die Legende aus der Piraten-Zeit „Marinin“, und „Ciassa Marengo 26“, die Adresse, wo diese Stücke entstanden sind und wo die Erinnerung an diejenigen, die in der Vergangenheit dort gelebt haben, noch heute in der Alltäglichkeit der Gesten fortlebt.
Der Sänger Giuseppe Avanzino hat die Zuhörer mit seiner großen Ausdruckskraft mitgerissen, so dass sie die Bedeutung und die Emotionen der Texte spüren konnten, ohne die Sprache verstehen zu müssen. Die anderen Musiker Michele Marino (Bass), Marco Raso (Keyboard und Akkordeon), Nicola Merciari (u.a. Gitarre, Bouzuky) und Marco Vaccarezza (Schlagzeug) beeindruckten ebenfalls durch ihr Talent und die Vielfalt an Instrumenten, die sie beherrschten. Die 2008 gegründete Gruppe hat bereits drei CDs herausgegeben, die nach den Konzerten gekauft werden konnten.
Während ihrer Mittelhessen-Tour konnten die Mandillä auch Eindrücke von Deutschland mitnehmen. Die 1. Vorsitzende der DIG Mittelhessen e.V. Rita Schneider-Cartocci, die Vorstandsmitglieder Dr. Horst Gerhard und Dr. Alessandra Riva, DIG-Mitglieder, Gastfamilien und Freunde haben die Gäste mit viel Freude betreut. Ihnen wurden schöne Ecken in Wetzlar und Gießen gezeigt und Besonderheiten über die Städte erzählt, sie konnten deutsche bzw. hessische Spezialitäten in netter Gesellschaft probieren und vor ihrem Rückflug hatten sie noch die Möglichkeit, den Hessenpark zu besuchen. So wie die Gastgeber von den Auftritten begeistert waren, verließen die italienischen Musiker mit genauso bewegenden Erinnerungen Deutschland nach einem wunderschönen Wochenende von Musik, neuen Freundschaften, interessanten Gesprächen und Gelächtern. Für die Mandillä war es das erste Mal in Deutschland und es wird bestimmt nicht das letzte Mal sein: Sie haben schon versprochen, wieder zu kommen, und alle Beteiligten freuen sich schon darauf, sie wieder zu empfangen.
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