Zum ersten Mal veranstaltete die Stadt Wetzlar in Zusammenarbeit mit zahlreichen Vereinen und Akteuren ein Literaturfestival am Samstag, 30. August 2025, bei dem Leserinnen, Leser und Literaturinteressierte jedes Alters an literarischen Events in verschiedenen Locations in der ganzen Stadt teilnehmen konnten.
Die Deutsch-Italienische Gesellschaft Mittelhessen e.V. war in der Veranstaltung eines Preopening-Abends am Freitag, 29. August 2025, involviert. Zum dritten Mal konnte sie den Autor Dr. Klaus Rudolf Engert einladen, der in Wetzlar seine anderen zwei Biografien über Dante und Boccaccio in den letzten Jahren schon vorgestellt hatte. Mit der Lesung aus „Petrarca und der Fluss des Lebens“ (Shaker Verlag, 2024) vervollständigte er seine Reihe über die „tre corone“, das Dreigestirn, der italienischen Literatur des 13. Jahrhunderts. Begleitet wurde Engert vom Pianisten Romeo Zucchi, der aus Parma für die Veranstaltung angereist war.
Dass diese Veranstaltung eine „runde Sache“ sei, betonte die 1. Vorsitzende der DIG Mittelhessen e.V. Rita Schneider-Cartocci in ihrer Begrüßung, die den begeisterten Worten des Kulturdezernenten der Stadt Wetzlar Jörg Kratkey über die große Resonanz des 1. Wetzlarer Literaturfestivals folgten. Nicht nur die Location in der Stadtbibliothek, der Sektempfang bzw. Aperitif und das literaturinteressierte Publikum, sondern vor allem der Bezug zwischen Petrarca und Wetzlar machten das Event „rund“: Der große italienische Dichter kam aus der Toskana, wo auch die italienische Partnerstadt Wetzlars Siena liegt, und er lebte eine Zeit lang in Avignon, das ebenfalls Wetzlars Partnerstadt in Frankreich seit 65 Jahren ist. Darüber hinaus gibt es eine Verbindung zur italienischen Partnerregion Hessens Emilia-Romagna durch den Auftritt des Pianisten Zucchi aus Parma. Ein Vertreter der Weltliteratur wie Petrarca passt gut in einer, dank Goethe, Stadt der Weltliteratur. Für die Idee und Umsetzung des 1. Wetzlarer Literaturfestivals bedankten sich Kratkey und Schneider-Cartocci bei den Initiatoren Klaus Tschakert und Jörg Braunsdorf von der Kulturinitiative Lahn-Dill.
Engert stellte den rund 80 Zuhörerinnen und Zuhörern Petrarca (Arezzo, 1304 – Arquà, 1374) als Menschen mit alltäglichen Details aus seinem Leben vor, die der Literat selbst in seinen Briefen und Werken preisgab, so wie die heutigen Popstars in den sozialen Netzwerken machen. So konnte das Publikum von seinem Interesse für die Natur erfahren, über die Sorgen um die ersten weißen Haare schmunzeln und sich über seine Vorliebe für frisches Wasser statt Weins wundern. Dabei wurden auch Einblicke in seine philosophischen Einstellungen gegeben, die zu Augustinus, den Stoikern und Sokrates zurückführen. Petrarca ist auch sehr aktuell: Als Diplomat hat er immer als Humanist gehandelt, der die Mächtigen zum Frieden bringen wollte; auf ihn wurde aber nicht gehört.
Die vielen Stationen seiner Biografie in Avignon, Vaucluse, Parma, Prag, Mailand, Padua, Venedig wurden in fünf Abschnitten mit kurzer Bilderpräsentation zusammengefasst und von dem passenden Klavierstück, das Zucchi ohne Partitur meisterhaft spielte, eingeführt. Der Pianist wählte Liszts und Chopins Musikstücke zu italienischen Kunstwerken und Petrarcas Sonetten aus und ergänzte damit das kulturelle Italienbild der Zeit.
Nach der erfolgreichen musikalischen Lesung konnten die Anwesenden noch das Buch am Signiertisch erwerben und mit dem Autor ins Gespräch kommen.
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